Auf der anderen Seite der Unsterblichen Partie

Kaum eine Partie hat die Schachgeschichte mehr geprägt als die sog. „Unsterbliche Partie“, die Adolf Anderssen 1851 in London gegen Lionel Kieseritzky gewann. Anderssen begründete mit dem Sieg bei diesem Turnier in London 1851 seinen Ruf als stärkster Schachspieler der Welt. Auf dem Weg ins Finale schlug er dabei im Einzelwettkampf auch Lionel Kieseritzky.

Was weniger bekannt ist, ist der Umstand, dass die „Unsterbliche“ gar nicht im offiziellen Wettkampf des Turniers gespielt wurde, sondern Teil eines freien Wettkampfes war, den Kieseritzky mit 9:6 deutlich gewann. Der „gute“ Verlierer war dabei von der Mattkombination so angetan, dass er für deren Veröffentlichung sorgte. Den Namen „Unsterbliche“ erhielt die Partie erst später.

Wer die alles andere als fehlerfreie „Unsterbliche“ nachspielen möchte, findet dazu im Internet viele Beiträge, u.a. einen Betrag des Tartakower-Preisträgers IM Georgios Souleidis (auf seinem YouTube-Channel The Big Greek oder einen Beitrag bei ChessBase (Laskerpreisträger 2018) mit Kommentaren des kürzlich verstorbenen GM Dr. Robert Hübner (Viktor-Preisträger 2021).

Lionel Kieseritzky wurde nach dem gregorianischen Kalender am 01. Januar 1806 geboren. Er wurde bisweilen als eigensinnig oder verschroben bezeichnet. Angesichts seines Großmutes, eine eigene Verlustpartie zu veröffentlichen, mutet diese Darstellung seltsam an. Wie dem auch sei, zeigt dieser Fall, dass auch zu einer „Unsterblichen“ immer zwei Spieler gehören. Daran möge sich jeder Spieler erinnern, wenn er dem Gegner die Gelegenheit zu einem brillanten Mattfinale gewährt.

Berlin, im Januar 2025

Thomas Weischede, Vorstand ELG