4. Lasker-Turnier in Barlinek

Am 26. und 27. August 2023 findet das 4. Internationale Emanuel Lasker Schachfestival in seiner Geburtsstadt Barlinek statt. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der Ausschreibung:

Die ELG begleitet das Turnier mit einem Kulturabend am 26. August 2023, der der neuen Lasker-Trilogie gewidmet ist und ruft zur regen Teilnahme auf.

Am 24. Dezember 1868 wurde Emanuel Lasker im damaligen Berlinchen geboren. Der Ort war über eine Eisenbahn mit Berlin verbunden und war ein beliebter Ferienort für Berliner Großstadtkinder, die von ihren Eltern über die Sommerferien gern an das an einem malerischen See gelegene Städtchen entsandt wurden. Damals gehörte die Gegend noch zur Mark Brandenburg und wurde kurz nach Laskers Geburt Teil des 1871 gegründeten deutschen Reichs. Heute ist es ein Teil von Polen und trägt den Namen Barlinek.

Seit vielen Jahrzehnten erinnert Barlinek auf vielfältigste Weise an ihren berühmten Sohn. Das Geburtshaus von Lasker steht noch. Ein Park wurde nach ihm benannt und mit Schachmotiven gestaltet. Wegen der Einzelheiten, die es vor Ort zu entdecken gibt, wird auf die Homepage der Stadt Barlinek verwiesen. 

Seit 2017 findet in Barlinek alljährlich wieder ein Schnellschachturnier statt, das pandemiebedingt von 2020 bis 2022 nicht ausgerichtet werden konnte, in diesem Jahr aber seine vierte Auflage erlebt. Erstmals wird das Turnier an zwei Tagen ausgerichtet, was am Samstagabend Raum für einen kulturellen Schachabend lässt, der in diesem Jahr der neu erschienenen Lasker-Trilogie gewidmet ist. Der letzte Band der Trilogie wurde 2022 herausgegeben. Den Link zur Trilogie finden Sie hier.

Anlässlich des 150. Geburtstages von Lasker im Jahr 2018 wurde die Stadt Barlinek zum Ehrenmitglied der ELG ernannt. Die Urkunde konnte beim Turnier 2019 übergeben werden.

Übergabe der Ehrenurkunde von Thomas Weischede an Bürgermeister Zielinski
(Foto: Christian Mätzkow)

Die ELG ist stolz darauf, wie aktiv in Barlinek an Lasker erinnert wird und freut sich, auf diese Weise einen Beitrag zur Festigung der deutsch-polnischen Freundschaft zu leisten, der gerade in heutigen Zeiten wichtiger denn je ist. Allzu oft wird vergessen, wie dankbar wir Deutschen dem polnischen Volk für deren Freundschaft sein müssen. Denn Polen war das erste Land, das von Nazi-Deutschland noch zu Lebzeiten Laskers am 01. September 1939 in kriegerischer Absicht offen überfallen wurde. Fast könnte man meinen, dies hätte als Blaupause für den russischen Überfall auf die Ukraine gedient, so sehr ähneln sich Kriegs-Rhetorik und imperialistisches Gehabe. Dass „Fake-News“ dabei keine Erfindung der Neuzeit sind, kann der damaligen Nazi-Propaganda entnommen werden, die versuchte, in Umkehrung der Fakten Deutschland als Opfer darzustellen. Offenbar ist diese Geisteshaltung noch heute verbreitet, betrachtet man sich die Rhetorik der heutigen Anhänger von Fake-News, die mit Putin oder Trump nur zwei äußerst aktive Protagonisten in ihren Reihen haben. Es ist daher ein gutes Zeichen, dass gerade die Stadt New York, in der Lasker am 11. Januar 1941 verstorben ist und begraben liegt, mit den Mitteln des Rechtstaates gegen einen dieser Protagonisten vorgeht und der andere bereits mit internationalem Haftbefehl belegt ist. Es ist einer der seltsamen Glücksfälle der Geschichte, dass der kürzlich verstorbene letzte Chefankläger von Nürnberg, Benjamin Ferencz, dies noch erleben durfte.

Das Polen und Deutschland 84 Jahre später gemeinsam Teil eines vereinten Europas sind und sich Seite an Seite dafür einsetzen, der benachbarten Ukraine gegen den Überfall des Putin-Regimes zu helfen, lässt hoffen, dass nach dem Ende des Putin-Regimes in wenigen Generationen das Friedensmodell Europa auch von den Bürgern in der Ukraine und Russland gelebt werden kann. Lasker selbst hat den Ausbruch des 2. Weltkrieges nach seiner Flucht aus Moskau im New Yorker Asyl erlebt. Es war ihm nicht mehr vergönnt, den Untergang des Nazi-Regimes erleben zu dürfen. Seine letzte Publikation trug aber den Titel „The Community of the Future“, die vieles an Ideen vorwegnahm, was die freie Welt heute auszeichnet. So mag die Teilnahme in Barlinek in diesem Jahr für jeden Schachfreund nicht nur ein Zeichen für die Würdigung Laskers und ein Bekenntnis zur deutsch-polnischen Freundschaft sein, sondern auch ein Appell für eine friedliche Welt auf der Grundlage der Werte des Schachs, nämlich Toleranz, Respekt und Chancengerechtigkeit.

Berlin, im April 2023

Thomas Weischede, ELG