Freestyle Chess im Spielehaus Halle

Freestyle Chess oder Schach960 erfreut sich international zunehmend großer Beliebtheit. In der auch als Fischer-Random bekannten Schachvariante sind die Figuren auf den Grundreihen jedes Mal zufällig gemischt, was sowohl Anfänger als auch Profispieler aus ihrer theoretischen Komfortzone lockt. Folglich werden die verrücktesten Eröffnungen gespielt und so manches Mittelspiel beschritten, das es sonst wohl eher nicht aufs Brett geschafft hätte. Umso mehr ist die Kreativität am Brett gefragt!

Am 01.05.2025 fand in Halle (Saale) ein ebensolches Turnier statt. Die Projektinitiative schach_halle lud zum 6. Schach im Spielehaus ein. Gespielt wurden 7 Runden Schweizer System mit der Bedenkzeit 10+3. Dank der Unterstützung der ELG, die dafür Bretter, Figuren und Uhren spendete, konnte das öffentlich beworbene und für alle Spielstärken offene Turnier stattfinden.

Noch während des Turnierstarts trudelten weitere Leute in dem Spielecafé in den Franckeschen Stiftungen Halle ein, sodass schlussendlich ganze dreiundvierzig Schachbegeisterte für das Spaßturnier antraten.

Noch eine kurze Regelkunde zu den Zugbesonderheiten – insbesondere zur Rochade, die im Freestyle Chess aufgrund der neuen Unordnung anders verläuft – und schon ging es los: Reges Getummel vor der Leinwand, wo Emil Kreusch als Turnierleiter live die erste Stellung ausloste.

Sofort rannten alle, von elfjährigem Mädchen bis hin zum Vereinstrainer, zu ihren Brettern – Ein letztes Mal angestrengt nachdenken über die neue Startposition, ein letzter Blick auf das Unbekannte, und Schwarz drückt die Uhr.

Schon in Runde 1 hielt die konzentrierte Ruhe nur kurz. Bereits nach wenigen Zügen hallte ein lautes Lachen gepaart mit einem Stöhnen durch das Café. Hah! Da hatte doch nicht etwa wer übersehen, dass der a7-Bauer, nicht wie sonst vom Turm geschützt, ungedeckt nach 1.b3… mit der Dame auf g1 geschlagen werden konnte? – Auf jeden Fall war spätestens mit den ersten beendeten Partien der Austausch vom Anfang zurück! Zum Glück der laufenden Partien konnten die vollendeten Spielerpaare zum Gespräch und Analyse auf die Tische draußen vorm Café verwiesen werden. Drinnen sollte es drum aber nicht weniger turbulent zugehen.

Ab der zweiten Hälfte des Turniers, in Runde 5 zeigte sich der klare Vorteil des Turniersystems. So prallten an den hinteren Brettern ausgeglichene Spielstärken aufeinander, während bereits in Runde 5 sich die beiden Favoriten – beide Trainer der lokalen Schachvereine – gegenüber am Brett einfanden. Der gut gelaunte Jugendtrainer Aaron Gröbel war es, der die Partie für sich entscheiden und damit auch den Turniersieg nach zwei weiteren Runden mit 7 von 7 Punkten erreichen sollte.

Die Serie an Schachturnieren findet ganz bewusst ohne Preisgelder statt. Vielmehr steht der sportliche Wettkampf auf Augenhöhe und generationenübergreifende Austausch unter den Teilnehmenden im Vordergrund. Auffällig war die Vielfalt an Schachsymphatisanten: Altersmäßig waren alle Altersklassen zwischen 9 und 60 Jahren vertreten. Auch die Internationalität des Feldes fiel angenehm auf – Menschen aus fünf Nationen waren dabei. Wie so oft im Schach zeigte sich, dass es vor allem geistige Flexibilität, Kreativität und Spontanität sind, auf die es ankommt.

Ein herzlicher Dank gilt der Emanuel Lasker Gesellschaft, die das Turnier durch die Ausstattung mit Schachbrettern und Uhren ermöglicht hat.

Das nächste Turnier in Halle soll am 21.06.2025 in der Galerie Paul Scherzer ausgetragen werden. Angemeldet werden kann sich ab sofort über schachhalle@proton.me

Halle, im Mai 2025

Emil Kreusch

(Fotos: Theo Müller und Hanna Christoph)