Schach und Politik – Zum Tod von Boris Spasski

Am 27. Februar 2025 ist mit Boris Spasski der zehnte Schachweltmeister in der Geschichte des Schachs verstorben. Er hatte diesen Titel nur drei Jahre von 1969 bis 1972 inne, gehörte aber über mehr als 30 Jahre zur absoluten Weltspitze. Mit der WM 1972 gegen Robert (Bobby) James Fischer lieferte er sich den Wettkampf des Jahrhunderts, der weltweit unzählige Mitmenschen für das Schach begeistert hat. Dieser WM-Kampf war zugleich das Symbol des Kalten Krieges schlechthin. Der weltoffene, gebildete und humorvolle Boris Spasski war durch und durch ein fairer Sportsmann. Unvergessen bleibt, dass er die Größe hatte, mit dem Publikum Fischer zu seinem Sieg gegen ihn in der 6. Partie der WM 1972 zu applaudieren.

Mit der ELG war Boris Spasski vor allem über ein gemeinsames Projekt verbunden, nämlich der Ausstellung zu Schach und Politik im Haus der Geschichte in Bonn im Jahr 2007. Dort agierte er nicht nur als Zeitzeuge und Gesprächspartner, sondern ließ es sich auch nicht nehmen, in einer Simultanvorstellung sein Ausnahmekönnen zu zeigen.

Die ELG trauert mit der Schachwelt um Boris Spasski. Das Schach hat ihm viel gegeben. Er hat dem Schach viel gegeben. Neben seinen unzähligen Glanzpartien, die es sogar in James Bond Filme geschafft haben, bleibt sein wesentliches Erbe, dass selbst in den heißesten Phasen des Kalten Krieges die Werte des Schachs triumphieren können, wenn man dem „Gegner“ mit Respekt, Toleranz und Zivilcourage begegnet. Boris hatte den Mut, diese Werte zu leben.

Berlin, im März 2025

Thomas Weischede, Vorstand ELG