chess in prison – ELG fördert den Aufbau von Schachbibliotheken in Justizvollzugsanstalten

Der Weltschachverband FIDE hat das Jahr 2025 zum sozialen Jahr des Schachs ausgerufen. Damit werden Ideen umgesetzt, die die ELG schon seit langem fördert. Anlässlich der letzten inoffiziellen „Weltmeisterschaft“ für Insassen von Gefängnissen ließ die ELG es sich daher nicht nehmen, die Schach-AG der JVA Berlin-Tegel mit einer umfangreichen Schachbibliothek auszustatten. Darüber sollte nicht nur das Engagement der JVA und der Insassen gewürdigt werden, sondern auch der jahrelange Einsatz der Schachfreunde Frank van Hasselt und Jarek Fuczek, die diese Schach-AG ehrenamtlich betreuen und begleiten. Die Liste der Bücher zum Aufbau dieser Schachbibliothek finden Sie nachfolgend:

Die ELG hofft, dass dieses Engagement Schule macht und möglichst viele Nachahmer findet. Wer daher Interesse daran hat, bei der JVA in seiner Nähe eine Schach-AG aufzubauen oder vorhandene Strukturen unterstützen möchte, möge sich bei der ELG melden. Wir helfen im Rahmen unserer Möglichkeiten gern.

Ähnliche Initiativen gibt es überall im Ausland, weil seit langem bekannt ist, wie hilfreich das Schach bei solchen Projekten sein kann. In Frankreich hat vor der Pandemie sogar ein Team des Prison de Seysses am normalen Liga-Betrieb teilgenommen. Dies wurde auch vom Schachteam CATE (Airbus) unterstützt, zu dem die ELG über das Projekt chess4europe eine besondere Beziehung pflegt.

Die Übergabe der Schachbücher erfolgte mit einer Kurzpräsentation zur Auswahl und Inhalt der Werke durch den Vorsitzenden der ELG. Dabei wurde natürlich auch das Anliegen der ELG dargestellt, für die Werte des Schachs zu werben. Wie unterhaltsam, geschichtsträchtig und hochpolitisch Schach sein kann, wurde anhand der Person von Lasker dargestellt und beispielhaft anhand der berühmten Partie von Lasker gegen Pillsbury im Turnier von St. Petersburg 1895/96 und Cambridge Springs 1904 veranschaulichen lässt. Hätte Pillsbury die Partie 1895/96 gewonnen, hätte er möglicherweise eine Chance auf einen WM-Kampf gegen Lasker erhalten. Nach einer verpassten Chance in der Eröffnung erhielt Lasker stattdessen die Chance, eine seiner zahlreichen Glanzpartien zu spielen. 1904 gelang Pillsbury dann die späte Revanche, nachdem er acht Jahre lang die Verbesserung der Eröffnungszüge geheim gehalten hatte.

Solche Geschichten schreibt nur das Schach. Alle Insassen waren davon angetan, über solche Geschichten mehr über die Schachkultur zu erfahren. In der Analyse der Partien offenbarte sich dabei eine beachtliche Spielstärke aller Teilnehmer, die auf höchstem Niveau mit den Kommentaren von Kasparov und Dr. John Nunn mithalten konnten und neben Toleranz und Respekt zu kritischen Anmerkungen Dritter auch eine gehörige Portion Humor und Lebensfreude offenbarte, die zeigten, dass Schach gerade im geselligen Miteinander ein wichtiges Kulturgut ist und bleibt – gleich wie die Umstände auch sein mögen. Schach verbindet eben über alle Grenzen hinweg.

Berlin, im November 2025

Thomas Weischede, Vorstand ELG