Aus alten Zeitungen

Die überraschende Niederlage Emanuel Laskers gegen Torre beim Turnier in Moskau 1925 wird damit erklärt, dass er durch eine Nachricht seines Bruders, die er während der Partie erhielt, sehr unkonzentriert war. (1) Ihr Theaterstück „Vom Menschen die Geschichte“ sollte in Berlin aufgeführt werden. Dieses Drama, an dem er mit Berthold Lasker mehrere Jahre gearbeitet hatte, stellte ein Lieblingsprojekt dar und die Aufführung wäre die Erfüllung eines großen Wunsches gewesen. Bereits mit dem ersten Entwurf des Dramas, noch mit dem Titel „Wehe dem Sieger“, hatte er den Dramaturgen und Regisseur an den Reinhardt‘schen Bühnen, Felix Holländer gebeten, ein Urteil zum Stück abzugeben. (2) Ob er eine Antwort erhielt, ist nicht bekannt.

Am 30. Januar 1927 kam es zu einer Lesung des Stückes im Meistersaal in Berlin, jetzt unter dem Titel „Vom Menschen die Geschichte“. (3, 4) Die wohlwollende Kritik in der Tageszeitung stellte vor allem einen Bezug zwischen den philosophischen Ansichten Laskers und dem zeitgenössischen Denken her.

In dem Bemühen, eine Aufführung des Stückes zu erreichen, haben die Lasker-Brüder offensichtlich selbst Geld investiert. In einem Gerichtsverfahren gegen den Theaterdirektor und Regisseur Jo Lherman, dem 22facher Betrug vorgeworfen wurde, kam zur Sprache, dass er Geld erhalten hatte. Zunächst 1000 Mark und anschließend noch einmal 200 Mark, doch dann ließ dieser nichts mehr von sich hören. Da Emanuel Lasker in der Zeit der gerichtlichen Auseinandersetzung gerade auf Reisen war und nicht als Zeuge auftreten konnte, wurde dieser Anklagepunkt auch wegen der Geringfügigkeit gegenüber anderweitigen schwerwiegenderen Betrügereien nicht weiter behandelt. (5)

Das Theaterstück wurde niemals aufgeführt.

Berlin, im Januar 2025

Rolf-Dieter Beran

Quellen:

(1) Deutsche Allgemeine Zeitung, 12.12.1925 S.3(A)

(2) Autograph AR 2649, Leo Baeck Institute, Center for Jewish History

(3) Deutsche Allgemeine Zeitung 1.2.1927 S.2(A)

(4) Vossische Zeitung 1.2.1927 S.17(M)

(5) Deutsche Allgemeine Zeitung 5.4.1928 S. 3(A)