Die ELG wünscht allen Freunden des Schachs und der Schachkultur alles Gute für 2024. Als gemeinnütziger Kulturverein möchten wir im Gedenken an den jüdisch-deutschen Schachweltmeister Dr. Emanuel Lasker mit den Werten des Schachs unsere Welt jeden Tag ein bisschen besser machen. Gerade in den heutigen Zeiten ist dies dringender denn je geboten. Wir rufen daher alle Schachfreunde auf, uns dabei zu helfen und das Jahr 2024 zum Jahr der Werte des Schachs zu machen. Diese Werte sind für uns Respekt, Toleranz, Zivilcourage und Chancengleichheit.
In diesem Jahr feiert der Weltschachbund FIDE sein 100-jähriges Bestehen. Ebenfalls zum 100sten Mal jährt sich der Triumph von Lasker beim Superturnier von New York 1924. Ähnliche Jubiläen gab oder gibt es bei vielen Schachverbänden und Schachvereinen, die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts gegründet wurden. Der Deutsche Schachbund, der 1877 in Leipzig gegründet wurde, wird in drei Jahren sogar schon sein 150-jähriges Bestehen feiern können. Es ist der ELG ein ganz besonderes Anliegen, aufbauend auf diese Jubiläen und die damit verbunden Erfolgsgeschichten des organisierten Schachsports die Werte des Schachs weiter zu verbreiten. Insbesondere die Förderung des Frauen- und Kinderschachs stehen dabei in unserem Fokus. Aus diesem Grund unterstützt die ELG in 2024 z.B. auch die Ausrichtung der 1. Offenen Internationale Frauenschachmeisterschaft in Augsburg und die Schachsommercamps für deutsche und polnische Kinder an der polnischen Ostsee von chess4Kids.
Daneben treiben wir aktiv unser Projekt chess4europe weiter, das den Aufbau einer schachkulturellen Brücke von Irland quer durch Europa bis in die Ukraine zum Inhalt hat. Das Schach mag zwar ein „königliches“ Spiel sein, gehört aber zu den „demokratischsten“ Gütern der Menschheit, bei dem jeder Spieler die gleichen Chancen hat und die Bauern nicht nur die Seele des Schachspiels sind, sondern mittels Promotion auch zu anderen Figuren werden können. Bei einer Promotion zur Dame kann sogar das Geschlecht gewechselt werden. Selbst „Gendern“ liegt damit seit Einführung der Dame als stärkste Figur auf dem Brett vor ca. 500 Jahren in der Grund-DNA des Schachs. Oft siegt in jeder Schachpartie der Geist über die Materie. Oft macht nur ein Tempo den entscheidenden Unterschied zwischen Sieg, Niederlage oder Remis aus. Es gehört daher zur Grund-DNA jedes Schachspielers, die eigene Fehlbarkeit demütig zu akzeptieren und respektvoll die Leistungen des Gegners anzuerkennen.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Werte im Superwahljahr 2024 weit über das Schach hinaus Geltung erlangen, damit Demagogen, Opportunisten und Extremisten jeglicher Couleur es immer schwerer haben, Anhänger für ihre perfiden Zwecke zu finden. Denn nichts vertragen diese Protagonisten schlechter als ihr eigenes unverzerrtes Spiegelbild. Weder Empathie noch die Fähigkeit zur objektiven Selbstkritik sind dort aufzufinden. Ohne diese beiden Eigenschaften kommt man im Schach bekanntlich nicht weit. Mit jeder weiteren Partie kann sich jeder Schachfreund aber diese Eigenschaften aneignen. Lassen Sie uns alle daran im Superwahljahr 2024 arbeiten. Unsere ganz besonderen Gedanken sind dabei weiterhin bei den Schachfreunden in der Ukraine, Israel und Palästina, aber auch in Belarus und Russland. Denn wie die Geschichte Laskers ab 1933 zeigt, ist das eigene Volk in den Händen von Despoten und Tyrannen immer das erste Opfer ihrer Willkür. Einmal mehr sei daher an dieser Stelle an den mutigen Aufruf russischer Schachfreunde kurz nach dem kriegerischen Überfall auf die Ukraine erinnert. Ohne Rücksicht auf Konsequenzen wurde für ein sofortiges Ende des brutalen Angriffs auf das Brudervolk plädiert. Es bedarf alle Werte des Schachs, diesen Mut tagtäglich im großen wie im kleinen Disput aufzubringen. Diesen Mut wünscht die ELG in 2024 allen Freunden des Schachs ebendort und weit über das Schach hinaus.
Berlin, im Januar 2024
Thomas Weischede, Vorstandsvorsitzender ELG