Lasker in Nürnberg 1913 – Eine Simultanpartie wirkt nach!

Die Schachmetropole Nürnberg verbinden Schachfreunde mit dem Wirken des ruhmreichen Schachgroßmeisters und Schachlehrers Dr. Siegbert Tarrasch, der dort lange lebte und als erfolgreicher Arzt praktizierte. 1908 stand er Lasker sogar im Kampf um den Weltmeistertitel gegenüber, den er aber verlor. Als ebenfalls unermüdlicher Schachautor ließ er es sich aber nicht nehmen, im „Täglichen Unterhaltungsblatt des Fränkischen Kuriers“ am 26. Oktober 1913 über einen Simultanauftritt des Weltmeisters Dr. Lasker in Nürnberg aus erster Hand zu berichten. Offenbar immer noch motiviert durch eine großmeisterliche Rivalität veröffentlichte er beide Verlustpartien von Lasker gegen die spielstarken Amateure Sprecher und Sieber, die beide die weißen Steine führten. Auf diesen Artikel machte uns Herr Martin Sieber, der Sohn des siegreichen Carl Sieber, aufmerksam. Den Artikel finden Sie nachfolgend:

Der Gewinnzug 33 g4-g5!! verdient in der Tat ein Ausrufezeichen. Eine solche versteckte Gewinnmöglichkeit gegen den Weltmeister am Brett zu finden, der selbst als einer der stärksten Endspielkönner galt, ist aller Ehren wert.

Zu Nürnberg-Erlangen hatte Lasker stets eine besondere Beziehung, weil er dort promoviert hat. Vor kurzem fand dort auch das Jahrestreffen der CCI statt, das von der ELG genutzt wurde, an Dr. Thomas Thomsen den Lasker 2025 zu verleihen. 1959 gewann dort Wolfgang Unzicker vor Lothar Schmid die Deutschen Schachmeisterschaften. Beide waren später Mitbegründer und Ehrenmitglieder der ELG. Lothar Schmid ist vielen sicher bekannt als Weltschachschiedsrichter, der die legendären Wettkämpfe Fischer vs. Spasski in Reykjavik 1972 und Karpov vs. Kortschnoi in Baguio City 1978 leitete. Er verstarb im Mai 2013 und damit knapp 100 Jahre nach der Simultanpartie von Lasker gegen Carl Sieber, die wiederum knapp ein dreiviertel Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges gespielt wurde. Kurz vor Ausbruch dieses Krieges fand noch das berühmte Turnier von St. Petersburg statt, das Lasker spektakulär vor dem künftigen Weltmeister Capablanca gewinnen konnte. Aufgrund des Krieges kam es erst 1921 zu einem Titelmatch der beiden, das Capablanca für sich entscheiden konnte. Gegen Tarrasch spielte Lasker auch im Turnier St. Petersburg 1914 drei Partien, von den zwei Remis und eine mit einem Sieg für Lasker endeten. Bei seinem Sieg nutzte Lasker ein ähnliches Motiv wie der Schachfreund Carl Sieber. Lasker war also stets bereit zu lernen und hat es sich nicht nehmen lassen, die weisen Ratschläge von Tarrasch aus der oben dargestellten Veröffentlichung prompt nach der Sieberschen Vorlage umzusetzen. Fast möchte man dies mit Weltmeister lernt vom Meister betiteln.

Solche Geschichten schreibt nur das Schach. Ein ganz herzlicher Dank geht an Martin Sieber, der uns mit dieser „Schachperle“ seines Vaters vertraut gemacht hat.

Berlin, im November 2025

Thomas Weischede,

Vorstand ELG