Anlässlich der weltweiten Feierlichkeiten zum 100-jährigen Gründungsjubiläum der FIDE lud die ELG zu einem schachkulturellen Event in die noblen Räume des World Chess Clubs Berlin ein.
Das Event war prominent besucht. Unter den Gästen war u.a. mit Ingrid Lauterbach die Präsidentin des Deutschen Schachbundes, die sich auch mit einem Grußwort für das Event bedankte.
Der Geschäftsführer des WCCB, Maik Vedder, ließ es sich dabei nicht nehmen, ebenfalls ein Grußwort zu sprechen und das neuste Kulturprojekt des WCCB vorzustellen, nämlich ein Fotoband mit prominenten Persönlichkeiten am Schachbrett.
Obwohl das vormals geplante Simultan mit WGM Melanie Lubbe und GM Nikolas Lubbe noch spontan verschoben wurde, um über ein Turnier noch den Weltrekordversuch der FIDE für die am meisten gespielten Schachturniere an einem Tag zu unterstützen, gelang dies im WCCB nicht mehr, weil dafür die organisatorischen Hürden so kurzfristig nicht mehr gestemmt werden konnten. Vermutlich wird dieser Weltrekord aber trotzdem erobert worden sein. Der guten Stimmung unter den Gästen tat dies jedenfalls keinen Abbruch, sondern alle erfreuten sich an den unterhaltsamen und informativen Vorträgen. Den Anfang machte Prof. Dr. Frank Hoffmeister, seines Zeichens Präsident der CHLS, der mit dem polnischen Jahrzehnt von 1872 bis 1885 ein ganz besonderes Kapitel aus seinem epochalen Werk Chess Theory from Stamma to Steinitz vorstellte. Er gewährte dabei den Teilnehmern tiefe Einblicke in die Lebenswege und Verdienste der Schachmeister Samuel Rosenthal (1837-1902), Szymon Abramowicz Winawer (1838-1919) und Johannes Hermann Zukertort (1842-1888) die das Schach in der Ära vor Lasker maßgeblich mitgeprägt haben und alle in Polen geboren wurden.
Anschließend begeisterte IFM Herbert Bastian, vormals Präsident des Deutschen Schachbundes, mit seinen Forschungen zu dem rätselhaften Chapais-Manuskript. Dabei zeigte sich, dass es schon im 19. Jahrhundert profundes Theoriewissen gab, das selbst den Test mit spielstarken Computerprogrammen standhält. Dabei dürfte es gelungen sein, viele Rätsel über Chapais zu lösen. Details dazu können dem alsbald erscheinenden Buch über diese Forschungen entnommen werden. Diese Publikation wird von der ELG gefördert.
Den Abschluss bildete ein Autorengespräch mit Michael Dombrowsky, der seine Biografie über die Schachlegende Fritz Sämisch vorstellte.
Neben zahlreichen Anekdoten wusste der Autor auch viel über die Lebenswege des ersten deutschen Großmeisters zu berichten, der in seiner langen Kariere auch gegen Lasker gespielt hat (Remis beim Turnier in Moskau 1925), aber vor allem von allen ehemaligen Weltklassespielern geschätzt wurde. So gewann er u.a. gegen Capablanca, Euwe, Réti und Nimzowitsch, Bogoljubow und andere Spitzenspieler, geriet in seinen Turnierpartien aber oft in Zeitnot, obwohl er ein hervorragender Blitzspieler war.
Vor dem geselligen Teil konnte die ELG noch den Ausbau ihrer schachkulturellen Brücke quer durch Europa verkünden. Mit europchess aus Brüssel und der ChessSports Association – CSA aus Wien wurden gleich zwei neue Partner gefunden.
Thema der Kooperation mit CSA wird dabei vor allem Schach und Inklusion sein. Bei europchess steht die internationale Vernetzung in der europäischen Hauptstadt Brüssel im Fokus. Sicherlich werden sich alle Schachfreunde noch an die 50-Jahr-Feier von europchess erinnern, die mit einer Simultanvorstellung der Muzychuk-Schwestern und einer Ehrung der ukrainischen Frauennationalmannschaft für ihren Sieg bei der Schacholympiade 2022 ganz besondere Höhepunkte geboten hat. Unseren Bericht gibt es hier. Damals wurde europchess auch mit einem Viktor 2022 von der ELG für deren Verdienste zur Förderung des Schachs ausgezeichnet.
CSA und ELG unterstützen dabei die Initiative von Tatiana Flores und Laura Schalkhäuser, zum Thema Schach und Inklusion unter dem Begriff „Offenes Fenster“ eine eigene Plattform zum Netzwerken und Informationsaustausch aufzubauen.
ELG-Bauern beim CSA-Event zum FIDE-Jubiläum in der Schallaburg (Foto: Laura Schalkhäuser)
Natürlich durfte E2‑D2 bei diesem Event nicht fehlen. Inzwischen gibt es diesen Lucky Pawn in den Farben irish green, und den Landesfarben von Polen und der Ukraine. Jeder Bauer kann für 10,00 € plus etwaige Versandkosten bei der ELG erworben werden.
Als kleinen Dank der ELG erhielt alle Referenten eine Ausgabe des Mini-Lasker 2024. Der echte Lasker 2024 wurde im Februar 2024 an Magnus Carlsen verliehen. Pawns und Mini-Lasker können von allen Schachfreunden bei der ELG käuflich erworben werden (info@lasker-gesellschaft.de). Die Einnahmen fließen zu 100 % in das Projekt chess4europe.
Auch Frank Hoppe vom Deutschen Schachbund hat an den Feierlichkeiten teilgenommen. Seinen Bericht finden Sie hier.
Berlin, im Juli 2024
Thomas Weischede, ELG
(Fotos: Frank Hoppe, wenn nichts anderes angegeben)