Ellis Schachecke: Endspielkunst à la Lasker

Im neuesten Videobeitrag stellt Elisabeth Pähtz die 9. Partie der WM 1894 vor. In dieser Partie gelang es Lasker, als Herausforderer des damaligen Weltmeisters Steinitz ein zunächst ausgeglichenes Endspiel mit Geduld und Beharrlichkeit für sich zu entscheiden, indem er immer mehr kleine Vorteile errang, die sich zum Schluss zum Gewinn verdichteten.

Die ersten acht Partien wurden in New York gespielt. Ab der 9. Partie wurde in Philadelphia gespielt. Lasker führte nach der 8. Partie mit 5:3, nachdem er die 7. Partie mit einem furiosen Angriff und die 8. Partie nach einem groben Versehen von Steinitz für sich entscheiden konnte. In der 8. Partie hatte Steinitz dabei lange besser gestanden und gute Gewinnchancen. Steinitz hatte also in der 9. Partie noch zu verarbeiten, dass der Spielstand nicht ausgeglichen war, sondern Lasker mit zwei Punkten führte. In Philadelphia versuchte Steinitz, diesen Rückstand schnell aufzuholen, was ihm aber gründlich misslang. Denn Lasker konnte auch die Partien 9 bis 11 nach ereignisreichem Kampf für sich entscheiden. Wie umkämpft dabei jede Partie war, zeigt der Umstand, dass es erst in der 12. Partie das erste Remis zwischen den Konkurrenten gab. Alle anderen Partien konnte einer der Spieler für sich entscheiden. Die 9. Partie war dabei sicherlich auch psychologisch wichtig, denn im Falle eines Sieges hätte Steinitz den Rückstand auf einen Punkt verkürzt, also den berühmten Anschlusstreffer gelandet. Stattdessen lief er in mehrere „Konter“, so dass Lasker nach 11 Partien deutlich mit 8:3 Punkten führte. Es spricht für Steinitz, dass der Wettkampf auch danach noch offen war und es ihm gelang, nach dem Remis in der 12. Partie die 13. und 14. Partie für sich zu entscheiden. Welche „Dramen“ sich dabei auf dem Brett und daneben abgespielt haben, können wir heute nur noch erahnen. Der Wettkampf bot damit aber allesbestes Kampfschach und viel „Action“. Die Schachgöttin „Caissa“ war dabei auf Seiten von Lasker. Das Glück gehört aber bekanntlich sowieso immer den Mutigen und Fleißigen. Diese Eigenschaften prägten Laskers Stil nicht nur in der 9. Partie der WM von 1894.

Viel Vergnügen bei der Zeitreise mit Elisabeth Pähtz zum 14. April 1894!

Thomas Weischede,

Vorstand ELG