Green Chess Flowers Cup 2024 – Ein deutsch-irisches Fest in Berlin

Im Anschluss an das Turnier zur Vergabe des Wanderpokals Green Chess Flowers Cup lud die ELG am 16. März 2024 zu einem Kulturabend ein, um die deutsch-irischen Schachbeziehungen auch auf kultureller Ebene auszubauen. Highlights des Events waren die Ehrungen der Turniersieger, die Verleihung der Vera 2024 an Judit Polgár und des Tartakower 2024 an den WCCB, und die Begrüßungsrede von John Lynam, der als Vertreter des irischen Botschafters die vielen Besonderheiten der überaus guten und intensiven Beziehungen Irlands zu Deutschland vorstellte. Dabei ging er auf die aktuelle Initiative ZeitgeistIrland24 und den St. Patricks Day ein, der jedes Jahr am 17. März 2024 weltweit gefeiert wird.

John Lynam, Vertreter des irischen Botschafters

Der Wanderpokal ging an die ELG. Den Turniersieg im Einzel verpasste denkbar knapp der deutsch-irische IM Mark Heidenfeld, dem ein Remis in der letzten Runde gereicht hätte.

Ein besonderer Dank der ELG ging an Jonathan O’Connor als Vertreter der Irish Chess Union, ohne den dieses Event nicht möglich gewesen wäre. Neben einem goldenen Buddy-Bären wurde ihm das passende Bild zum Cup als Leihgabe übergeben. Der Rückkampf ist für den 4. Oktober 2025 in Dublin geplant.

Der Wanderpokal ist nach einem Segelschiff konzipiert und soll an die schicksalhafte Geschichte der irischen Nation erinnern, die nicht nur eine Seefahrernation war und ist, sondern auch seit Jahrhunderten eine Auswanderungswelle erlebt hat, die bestens zu den ELG-Projekten chess4europe und chess4refugees passt, sondern weltweit zu großer irischen Communities geführt hat, die heimatverbunden die Werte des freiheitsliebenden irischen Volkes weltweit verbreiten.

Die ELG ist stolz, mit dem Green Chess Flowers Cup Teil dieser weltweiten irischen Community geworden zu sein. Da der Abend am St. Patricks Day stattfand, soll die Trophäe als Gegengewicht zum männlichen Nationalhelden an die irische Nationalheldin Grace O’Malley erinnern, die zu Lebzeiten von Queen Elisabeth I die Fahne der Freiheit in Irland hochgehalten hat. In dieser Zeit fand auch die Änderung der Schachregeln statt, weil die damals schwächste Figur, nämlich der Wezir (Berater des Königs) nicht nur zur Dame mutierte, sondern auch zur stärksten Figur auf dem Feld, die bis auf die Züge des Springers alle anderen Zugmöglichkeiten in sich vereinte. Auf diesen Aspekt wurde schon anlässlich der Ehrung der ukrainischen Frauennationalmannschaft für den Olympiasieg 2022 in Brüssel hingewiesen. Bei dem deutsch-irischen Festakt in Berlin durfte dieser Bezug nicht fehlen, zumal sich die ELG intensiv der Förderung des Frauenschachs widmet. Insofern war es auch passend, dass an dem Turnier um den Wanderpokal eine rekordverdächtige Anzahl an Frauen und Mädchen (ca. 40 %) teilnahm.

Dass Schach viele kulturelle Themen miteinander verbindet, stellte der Vorsitzende der ELG anhand der berühmten Studie von Alexander Petrov „Die Flucht Napoleons aus Russland“ dar, die bereits Gegenstand eines eigenen Beitrages zum brutalen Überfall Russlands auf die Ukraine war. Es mag bezeichnend sein, dass am Ende dieser Studie die weiße Dame den schwarzen König (Napoleon) matt setzt, nachdem ihr der weiße König Platz gemacht hat.

Da Grace O’Malley zugleich die einzige Frau ist, nach der weltweit ein Whiskey benannt wurde, ließ es sich der WCCB nicht nehmen, dazu eigens unter dem Namen Graces Gambit einen eigenen Cocktail zu kreieren, der unter den Gästen regen Zuspruch fand. Das Rezept zum Cocktail lautet wie folgt:

40 ml Irish Whiskey Grace O´Malley

20 ml Midori Melon

30 ml Zitronensaft

10 ml Zuckersirup

Die Farbe ist nach Midori Melon grün. Alles mit viel Eis in den Shaker, gut schütteln, nicht rühren (!) und genießen.

Das Turnier wurde souverän von dem Schiedsrichter Bernhard Riess geleitet, der als Vizepräsident des Berliner Schachverbandes nicht nur ein Dankeswort für die Organisation und Umsetzung des Green Chess Flowers Cup aussprach, sondern auch daran erinnerte, dass ohne die Unterstützung der ELG weder das Event chess4solidarity – The missing player im Deutschen Bundestag noch das anschließende Training der deutschen Frauennationalmannschaft mit Judit Polgár im WCCB möglich gewesen wäre.

Schiedsrichter Bernhard Riess

Im Namen der ELG betonte der Vorsitzende Thomas Weischede, dass es für einen gemeinnützigen Verein, der dem Andenken an einen jüdischen Weltbürger deutscher Herkunft gewidmet ist, der erst vor dem braunen Nazi-Terror nach Moskau und von dort vor dem Roten Terror in die USA geflohen ist, selbstverständlich gewesen sei, das Event im Deutschen Bundestag zu unterstützen. Bei alledem sollte aber nicht nur das Leid der israelischen Geiseln der Hamas, sondern auch die Not der palästinensischen Zivilbevölkerung nicht vergessen werden. Für die ELG war es zudem selbstverständlich, auf diese Weise das Frauenschach zu fördern. Damit in Zukunft das nötige Quäntchen Glück nicht fehlt, erhielten alle deutschen Nationalspielerinnen auch die ELG-Tasse mit unserem Lucky-Pawn E2-D2, die ab sofort bei der ELG zusammen oder einzeln mit dem Mini-Lasker 2024 erworben werden können.

Das musikalische Highlight war dann das Live-Konzert der deutsch-ukrainischen Band Diana, Oleg und Arno, die auch schon bei dem ELG-Charity-Konzert chess4refugees aufgetreten sind.

Auf Wunsch von Thomas Weischede wurde dabei auch der Song Dirty Old Town als Hymne an den kürzlich verstorbenen Lead-Sänger von The Pogues Shane McGowan aufgeführt. Die ELG ist stolz, mit all diesen Aktivitäten international für die Werte des Schachs werben zu dürfen. Obwohl Schach ein „Kriegsspiel“ ist, ist es trotzdem das demokratischste Spiel der Welt, das weltweit täglich von mehr als 100 Millionen Menschen aus allen Ländern der Welt online und analog praktiziert wird und so zur Verbreitung der Werte des Schachs beiträgt. Diese Werte sind für die ELG vor allem Respekt, Toleranz, Zivilcourage und Chancengleichheit. Die ELG lädt alle ein, diese Werte des Schachs mit uns zu teilen. Wer dazu mehr erfahren möchte, kann nähere Informationen nicht nur auf unserer Homepage finden, sondern auch in den jüngsten Interviews bei ChessBase und Schachgeflüster.

Berlin, im März 2024

Thomas Weischede, ELG

(Fotos: Tobias Ahlbrecht)